Im lokalen Edeka hab ich gestern wohl den Ferrari der Pasta gekauft. Buccantini, also dicke Röhren-Spaghetti, aus Gragano. Wusste ich vorher nicht. Sahen einfach mega aus. Und sind geschmacklich wirklich der Wahnsinn, offensichtlich Dank besonders gutem Weizen, Wasser und sorgsamer Herstellung. Dazu: Eine so einfache, wie würzige Soße.
Ich würde gar nicht nach ihnen suchen. Aber wenn man sie doch mal sieht: Kaufen, mit Ricotta oder einem Stück Mozzarella füllen, in einen Teig aus Eiern, Mehl und Wasser tauchen, goldbraun frittieren und das seltene Glück genießen!
Ich vermute mal, als der Mensch angefangen hat, zu backen, gab es sowas. Und an vielen Ecken der Welt, ist bis heute das Brot flach und nicht rund. Mehl, Wasser, Ende. Und irgendwie finde ich, das passt gerade in die Zeit.
Ich glaube, das ist das erste süße Rezept auf dieser Seite. Ich mache praktisch keine Desserts, und wenn doch, taugen sie meistens nix. Aber das hier hat auf Anhieb so gut geklappt und ist so schön warm, weich, süß und tröstend, dass ich es mit Euch teilen will. Ein Dessert ist das auch nicht so recht, eher ein süßes Hauptgericht.
Ich hab es ja schon oft geschrieben: Für so ein Gabel-zartes, geschmortes Stück Fleisch mit kräftiger Soße lass ich jedes Steak stehen. Und die Schweinebäckchen sind ein schön mageres Stück, das aber am Ende butterweich wird, aber doch immer noch mit Konsistenz, und preiswert ist es auch noch. Nur ein bisschen Zeit braucht das Gericht.
Einer der eindeutig bessseren Versuche zu meinem Dauerthema „Lachs in der Röstihülle“. Ich will es einfach. Wenn es klappt, ist es total geil, aber ganz oft klappt es eben nicht: Kartoffeln roh, verbrannt oder beides, Lachs trocken, Hülle fällt ab, Hülle total ölig, Kartoffeln oben und unten gut, aber an den Seiten noch roh. Hier gut, Lachs zwar nicht glasig, aber noch saftig. Grundsätzlich: Mehligkochende Kartoffeln reiben, salzen, kurz stehen lassen und Wasser ausdrücken. (Kleber wie Mehl oder Ei sind geschummelt!) Dicke Stücke Lachs salzen und pfeffern, dann irgendwie mit den Kartoffeln umhüllen, mittels Palette in die Pfanne hieven, vorsichtig von beiden Seiten anbraten, dann bei 120 Grad für ca. 10 min. in den Ofen und am Schluss unter dem Grill nachbräunen. Bloß nicht an Weihnachten oder gleich für Gäste ausprobieren. Wenn man es soweit hingekriegt hat, am besten ganz auf den Teller und nicht anschneiden, aber ich wollte hier halt zeigen, wie es innen geworden ist.
Es ist kurz vor zwölf, draußen hetzen die Pariser durch den kalten Novemberregen. Nasses Laub, die Gullis laufen voll, der Verkehr lärmt. Um den kleinen Tresen in der Markthalle nahe dem Garre de l’est hat sich eine kleine Gruppe Männer versammelt. Die meisten arbeiten hier. Und kurz vor Mittag, ist ihr Arbeitstag schon rum. Es gibt Feierabendbier, alle rauchen und schnippen die Kippen auf den Boden. Der Geruch von Rauch und Kaffee mischt sich mit dem von gebratenen Hühnern, Couscous, Tajine und feuchten Schnittblumen. Der Wirt hinter dem mit Kitsch und Krempel vollgestellten Tresen raucht Zigarillos und plaudert mit dem Stammgästen in der, den Parisern eigenen, toughen Melancholie. Jede Markthalle hat einen Ort wie diesen. Eine Theke, an der die Marktleute nach getaner Arbeit abhängen, trinken und runterkommen. Ich liebe diese Orte, sie sind unverstellt, einfach und gemütlich und immer Spiegel des Gefühls einer Stadt. Ich traue mich und schiebe meinen Barhocker näher an die der Jungs. „Where are you from?“ „Germany.“ „Well, nobody is perfect.“ Ich glaube, das heisst so viel wie „Ich find dich ok.“ Wir quatschen, die Jungs im gebrochenen Englisch, ich mit Händen und Füßen und ein paar Brocken Französisch. Ist ja auch egal. Viel wichtiger: Ich hocke cool mit dabei und für einen Moment fühle ich mich an der Theke zu Hause, einen Moment bin ich ein Pariser.